Spezielle Themen
Wohngifte
Warum ist die Qualität der Innenraumluft so wichtig?
Die Schadstoffkonzentration in Innenräumen ist tendenziell weit höher als in der Aussenluft. Dennoch halten sich die Menschen in Mitteleuropa heute durchschnittlich 90 Prozent der Zeit in Innenräumen auf. Deshalb ist es besonders wichtig, dass Vorkehrungen getroffen werden, die eine gute Innenraumluft sicherstellen. Eine der einfachsten und wirkungsvollsten Massnahmen zur Verbesserung der Raumluft ist ein wirkungsvoller Luftwechsel (energieeffizientes Lüften, Klimaanlage).
In der Schweiz gibt es keine Grenzwerte für Schadstoffe in Innenräumen, sogenannte «Wohngifte». Es gilt das Vorsorgeprinzip. Zur Risikoabschätzung werden oft die in der WHO-Leitlinie vorgeschlagenen Leitwerte mit den gemessenen Schadstoffkonzentrationen und der Aufenthaltsdauer in den entsprechenden Räumen verglichen.
Für Arbeitsplätze gibt es verbindliche Grenzwerte, welche dem Schutz der Gesundheit der Arbeitnehmer dienen. Sie werden von der Suva erlassen und in der Grenzwertliste veröffentlicht.
Subsidiär zu den Gemeindebehörden werden Fragen rund um Wohngifte beantwortet, abgeklärt und aufgegriffen. Es werden Behörden, Gesundheitsstellen, Schulen, Ärzte und in beschränktem Masse auch Privatpersonen beraten. Es werden nur gesundheitsrelevante und keine rechtlichen Anfragen bearbeitet.
Vorgehen bei Wohngiftabklärungen
Telefonische Auskünfte (041 228 64 24)
Erstanfragen werden kostenlos beantwortet.
Der Kunde kann der Abteilung Chemikaliensicherheit auch den ausgefüllten Fragebogen Wohngifte zustellen. Diese wertet den Fragebogen aus und gibt die Ergebnisse dem Kunden mündlich bekannt (schriftliche Stellungnahmen werden verrechnet).
Besichtigung mit Kurzmessung
In wenigen Ausnahmefällen wird der Wohngiftfall vor Ort beurteilt. Dabei können einfache Messungen durchgeführt werden. Der Aufwand für Messungen vor Ort wird in Rechnung gestellt.
Raumluftqualität
Das Raumluftempfinden wird durch viele Parameter bestimmt. Einige wichtige Einflussfaktoren sind im Folgenden aufgeführt:
- Art, Beschaffenheit, Alter und Anordnung der Baumaterialien
- Art, Beschaffenheit, Alter und Anzahl Möbel, Kleider, Pflanzen, Lebensmittel und Geräte
- Raumnutzung, Raumluftvolumen
- Lüftungsverhalten
- Anzahl Personen
- Raumklima (Temperatur, Feuchtigkeit)
- Heizsystem
- Lichtverhältnisse
- Umgebung
- Individuelles Empfinden
Schulen
In der Volksschule spielen Chemikalien vor allem im Rahmen des naturwissenschaftlichen Unterrichts der Sekundarstufe I eine Rolle. Um den Unterricht anschaulich zu gestalten, werden Demonstrationsversuche vorgeführt oder die Schülerinnen und Schüler experimentieren selbst. Der Umgang mit Chemikalien - vom Einkauf über die Lagerung und die Verwendung bis hin zur Entsorgung - erfordert Umsicht und Sorgfalt.
Schulleitfaden - Sicherer Umgang mit Chemikalien
Schadstoffe
Auch im Kanton Luzern waren in der Vergangenheit mehrere Gemeinden damit konfrontiert, dass die Raumluft in z.B. Schulen mit Naphthalin oder anderen Schadstoffen belastet war. Diese Fälle waren teilweise von grossem öffentlichen Interesse und von Verunsicherung bei Eltern und Lehrpersonen begleitet. Für die Qualität der Raumluft in den Schulen sind die Gemeinden zuständig. Unsere Dienststelle bietet auf Verlangen ihre Unterstützung an. Im Rahmen dieser Aufgaben haben wir an dieser Stelle die wichtigsten Fakten und Informationsquellen zusammengefasst.
Asbest
Asbest wurde im 20. Jahrhundert wegen verschiedenen vorteilhaften Eigenschaften in einer Vielzahl von Produkten eingesetzt. Erst nach und nach wurden auch die gesundheitlichen Gefahren bekannt, bis Asbest schliesslich 1990 in der Schweiz verboten wurde.
Die Federführung für Fragen im Bereich Asbest obliegt dem Forum Asbest Schweiz (FACH). Das FACH verfolgt das Ziel, den Wissensstand der Bevölkerung über Asbest zu verbessern sowie über Gefahren und Risiken im Umgang mit Asbest umfassend zu informieren. Träger des FACH sind das BAG, das BUWAL, die Suva und weitere Kreise. Dazu gehören das Staatssekretariat für Wirtschaft (seco), das Bundesamt für Bauten und Logistik (BBL), kantonale Fachstellen sowie Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretungen.
Formaldehyd
Formaldehyd ist ein farbloses, stechend riechendes Gas, das in Wasser gut löslich ist. Seine chemische Reaktionsfreudigkeit macht es zu einem beliebten Grundstoff in der chemischen Industrie. So wird Formaldehyd in grossen Mengen für die Produktion von Kunstharzen verwendet, die wiederum der Herstellung von Spanplatten und anderen verleimten Holzwerkstoffen dienen. Formaldehyd ist aber auch in Klebstoffen, in veredelten Textilien, Isolationen und Papierprodukten zu finden. Zudem tötet es Bakterien, Pilze und Viren ab und wird daher als Desinfektions- und Konservierungsmittel verwendet.
… giftig für den Menschen
Wird Formaldehyd aus der Raumluft eingeatmet, so nehmen die Zellen der Nasen- und Rachenschleimhaut den Stoff auf und bauen ihn innert Minuten wieder ab. Demzufolge gelangt Formaldehyd nicht in die inneren Organe und seine Wirkung beschränkt sich auf die direkt der Luft ausgesetzten Gewebe. Formaldehyd in der Innenraumluft reizt die Schleimhaut der Augen und der oberen Atemwege. In der Folge kommt es zu Beschwerden wie Augenbrennen, Stechen in der Nase und im Hals, wässrigem Schnupfen oder Verstopfen der Nase. Bei anhaltender Reizung kommen unspezifische Beschwerden wie Kopfschmerzen, Müdigkeit und Unwohlsein dazu. Sobald die Formaldehydkonzentration wieder absinkt, verschwinden die Reizungen und Beschwerden rasch wieder. Gewebeschäden bleiben keine zurück.
Naphthalin
Was ist Naphthalin und wozu wurde es verwendet?
Die Älteren unter uns kennen Naphthalin noch von den Mottenkugeln. Früher wurde es in diesem Bereich als Biozid eingesetzt. Zwischenzeitlich wurde es aber weitgehend durch andere, wirksamere und geruchsneutralere Substanzen ersetzt. Naphthalin tritt aber auch natürlich auf. So produzieren beispielsweise Magnolien und einige Hirscharten Spuren von Naphthalin. Weiter entsteht es bei Verbrennungsprozessen wie beim Grillieren oder Rauchen. Im grossen Stil wird Naphthalin in der Kunststoffindustrie eingesetzt. Naphthalin wird aus Erdöl und auch aus Steinkohlenteer hergestellt. Bis in die 70er Jahre wurden wegen ihrer wasserabweisenden Eigenschaften teerhaltige Produkte beim Bauen verwendet. Diese Produkte wie Teerkleber oder Teerpappen enthielten oft Naphthalin, welches auch Jahrzehnte nach dem Einbau zu Emissionen führen kann.
Was für Probleme kann der Stoff verursachen? Ist Naphthalin speziell schädlich für Kinder?
Im Tierversuch konnte gezeigt werden, dass Naphthalin zu Entzündungen in den Atemwegen führen kann. Halten diese über einen langen Zeitraum an, kann es zur Entstehung von Tumoren kommen. Für eine Fallbeurteilung ist damit also nicht alleinig die Konzentration in der Raumluft, sondern auch die Dauer der Exposition entscheidend. Gemäss Weltgesundheitsorganisation WHO fehlen aber zuverlässige Hinweise zu einer möglichen krebserzeugenden Wirkung beim Menschen bei inhalativer Exposition. Daher ist Naphthalin als Kanzerogen der Kategorie 2 «kann vermutlich Krebs erzeugen» eingestuft. Die WHO berücksichtigt in ihren Studien Bevölkerungsgruppen, die aufgrund ihres Gesundheitsstatus oder ihres Alters besonders verletzlich sind. Sie können deshalb auch für die Beurteilung der Innenraumluftqualität beispielsweise in Kindertagesstätten, Spitälern und Altersheimen herangezogen werden.
Phthalate
Phthalate stecken in vielen Alltagsprodukten. Als Weichmacher in Kunststoffen können sie in die Umgebung entweichen. Einige werden verdächtigt, die Fortpflanzung zu gefährden und den Hormonhaushalt des Körpers zu stören.
Radon
Radon ist ein natürliches, radioaktives Edelgas, das aus dem Untergrund in Gebäude gelangen kann. Die Schweiz ist aus geologischen Gründen besonders von dieser Problematik betroffen.
Im Kanton Luzern ist die Dienststelle Umwelt und Energie (uwe) für die Umsetzung der Radonvorschriften zuständig.
Schimmel
Schimmelsporen existieren in der Natur (z.B. um Humus zu bilden) und in geringer Anzahl auch in der Luft. Schimmel ist für gesunde Menschen nicht per se gefährlich. Schimmelbewuchs kommt in Wohnräumen relativ häufig vor und soll möglichst vermieden werden. Es wird davon ausgegangen, dass in jedem vierten bis fünften Haushalt Schimmel vorkommt.
Weitere Informationen zu Feuchtigkeit und Schimmel können Sie beiliegender Broschüre entnehmen.
Kältemittel
Kälteanlagen sind speziellen Regelungen unterworfen. Die Inbetriebnahme einer Kälteanlage muss gemeldet werden. Mit Kältemitteln darf nur umgehen, wer eine entsprechende Fachbewilligung besitzt oder wer unter Anleitung einer Person arbeitet, welche eine entsprechende Fachbewilligung besitzt.
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte direkt ans Bundesamt für Umwelt BAFU: Kältemittel - Gesetzliche Grundlagen
Vorläuferstoffe
Vorläuferstoffe sind chemische Stoffe, die zur Herstellung von explosionsfähigen Stoffen verwendet werden können. Diese Stoffe können in Substanzen für Haushalt und Hobby enthalten sein. Das neue Gesetz über Vorläuferstoffe für explosionsfähige Stoffe regelt den Zugang von Privatanwendern zu rund 100 Produkten, die in der untenstehenden Tabelle aufgeführte Vorläuferstoffe enthalten. Ab dem 1. Januar 2023 müssen Privatpersonen eine Bewilligung von fedpol einholen, um diese Produkte zu erwerben. Diese Bewilligung ist in der Regel für drei Jahre gültig.
Bundesamt für Polizei fedpol
Zentralstelle Explosivstoffe
Guisanplatz 1A
3003 Bern
Fachberatung zu Vorläufersubstanzen für Explosivstoffe: +41 58 460 53 70
E-Mail: info.precursor@fedpol.admin.ch